Elefanten in Phuket

„“

Wir müssen reden…

Die wunderschöne Insel Phuket im Süden Thailands lockt mit vielen Attraktionen. Neben einer jahrhundertealten Tradition und Relikten aus Glauben und Mythen finden sich auch spaßige Plätze. 

An vielen Straßenecken findest du kleine und einfache Holzgehege, in denen Babyelefanten deine Lust wecken sollen, dich ihnen zu nähern. Unglaublich lange Wimpern und dunkle Augen bringen einfach jede Frau zum Schmelzen. Und das sollen sie auch. Die Werbung mit kleinen Elefanten soll ich in den Bann ziehen, damit du dich auf ein Abenteuer einlässt, bei dem nur du und der Halter der Tiere gewinnt. 

Wir haben einen kleinen Elefanten-Park gefunden, wo es um etwas anderes geht.

In diesem Beitrag geht es nicht nur um den Tierschutz, sondern wie üblich auch um die unverschnörkelte Sicht auf mein Leben und Alltag.

Im Sanctuary Elephant Park auf Phuket leben derzeit zehn wunderschöne Elefanten mit zum Teil langen und traurigen Geschichten. Sie alle wurden von den Tierschützern des Parks für viel Geld freigekauft. In dieser neuen Herde leben sie mit ihren Mahut gemeinsam auf einem Stück Land im Dschungel von Phuket. Jeder Elefant hat seinen eignen und persönlichen Mahut. Er lebt gegenüber den Stallungen in einer Holzhütte mit seiner Familie. Mahut zu sein, bedeutet für diese Männer eine große Ehre. 

Laut Wikipedia kommt die Bezeichnung Mahut (oder Mahout) von Hindi mahaut (महौत) bzw. mahāvat (महावत), was auf Sanskrit mahāmātra (महामात्र) zurückgeht („von großem Maß“). Weitere Bezeichnungen sind etwa Sanskrit hastipaka (हस्तिपक), Birmanisch chaṅ-ūḥcīḥ oder „oozie“ (ဆင္ဦးစီး), Thai khwan chang (ควาญช้าง) oder Kornak (entlehnt aus Sanskrit karināyaka, Elefant-Führer).

Die Tiere können sehr alt werden und ihren Mahut überleben. Dann wird das Tier an den nächsten Ahnen vererbt. Die intensive Bindung zwischen Menschen und Tier ist etwas beeindruckendes. Die Tiere haben keine Fußfesseln, sie brauchen diese auch nicht.  Wenn der Mahut ruft, kommen die Tiere ohne Zwang von ihrem Spaziergang aus dem Dschungel zurück. Der Mahut hat etwas viel Besseres, als jede Gewalt oder jeder Druck auslösen könnte – er hat das Vertrauen der Tiere und er hat Bananen! Und das ist für Elefanten genauso lecker wie die beste Schokolade für mich. 

Zweimal am Tag bekommen die Elefanten Besuch von Menschen, die sich einen Kontakt mit einem Dickhäuter wünschen. Auch wir als Familie sind dorthin gefahren, um einen Eindruck von den Lebensumständen der Tiere zu gewinnen. Und, was soll ich sagen – wir müssen reden!!!!

Wo immer Frauen und Kameras aufeinandertreffen, ist von Natürlichkeit nichts mehr zu spüren. Im Sanctuary Elephant Park gehen zwei Fotografen mit auf die Besuchsrunden. Die Bilder werden später kostenlos zur Verfügung gestellt. 

Im ersten Kontakt mit den Tieren dürfen die Besucher Bananen füttern. Unter den Elefanten gibt es zauberhafte Schleckermäulchen, die am liebsten im Sekunden-Takt Bananen hingehalten haben möchten. Das ist gar nicht so einfach. Ich war vollkommen auf das Tier und den super langen Rüssel fixiert, der immer schneller immer mehr Bananen forderte. Da war mir doch der Fotograf völlig egal. Und was soll ich sagen? SO sieht mein Bild auch aus! 

Unembellished me:

Wenn ich dieses Bild betrachte, bin ich ein wenig bekümmert. Wie gerne hätte ich auch so schick auf diesem Foto ausgesehen, wie viele andere Frauen. Sie haben gepost und gelächelt und die Kamera genutzt, ihre Vorzüge zu präsentieren. 

Im nächsten Kontakt bekamen die Dickhäuter von uns eine Schlammschicht auf den voluminösen Körper. Es ist gut für ihre Haut und für die Gäste ist dieser Körperkontakt unfassbar schön. Nur zum absoluten Verständnis – in dieser Schlammgrube steht jeder im knöchelhohen Schlamm. In diesem Schlamm werden viele Nährstoffe durch Elefanten-Mist stecken. Doch, auch hier das gleiche Bild. Kaum ist eine Kamera zugegen, wird der Schlamm gefeiert, als sei er Gold. Ich habe die Kamera auch mal wahrgenommen – hier ist mein Gold-Schlamm Bild. 

Unembellished me:

Neben diesen wundervollen Tieren ist meine Orangenhaut völlig egal. Und doch schäme ich mich, als die Bilder online erscheinen. Ich hatte einen interessanten Sonnenbrand, der noch gut zu sehen ist. Und meine Figur ist im Badeanzug eben nicht „Bikini-Like“. Aber das bin ich! Und ich hatte so viel Spaß. Den mag ich mir nicht verderben, nur weil ich eben nicht „bildhübsch“ auf den Bildern rüberkomme. Geht euch das genauso? Kennt ihr dieses Gefühl?

Es ist Zeit, zu baden. Die Tiere haben ihren eigenen Weg in den Teich. Für uns Menschen war der flachere Weg tabu, wir mussten den unbequemeren und steileren Weg ins Wasser steigen. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Es geht in erster Linie um das Wohl der Tiere, du darfst Besucher sein und den Tieren guttun, aber sie sollen deinetwegen nicht auf ihren Komfort verzichten müssen. 

In dem Wasser hatte ich Respekt vor den großen Füßen der Dickhäuter. Deshalb habe ich mehr Abstand gehalten. Ein Mahut forderte mich auf, eimerweise Wasser auf den Kopf des Elefanten zu schütten. Ich musste echt nachfragen, ob den Elefanten das nicht stört. Er würde es lieben, umso mehr, umso besser, erklärte der Mahut. Nach dieser besonderen Wasserschlacht sah der Elefant lustigerweise am trockensten aus. Der Mahut und die Gäste tropften und strahlten um die Wette… Bis der Fotograf dazu kam. Wir blieben allein mit den Eimern zurück, alle anderen liefen, um die Frisuren zu retten. 

In der letzten Station standen bereits Schrubber bereit. Unter einer großen Dusche wurden die tollen Tiere geschrubbt und vom letzten Dreck befreit, bevor es für uns zu warmen Duschen und einem leckeren Mittagessen ging.

Die ganze Anlage hat mich überzeugt. Selbstverständlich müssen die Betreiber auch Geld verdienen. Elefanten Exkremente werden in Thailand teuer verkauft. Auf unzähligen Farmen stehen Tiere auf Gittern, damit die anfallenden Haufen für viel Geld verkauft werden können. Auch der Urin der Tiere gilt als sehr wertvoll. Am Rand der Anlage stehen Eimer mit den Fäkalien. Die umliegenden Bauern dürfen es sich abholen und spenden dafür Bananen und Blätter. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit, an die geglaubt und die von Herzen gelebt wird. 

Die Frauen der Mahuts reinigen die Toiletten und Duschen auf dem Gelände. Wir befinden uns mitten im Dschungel, doch von den Böden kann man essen! Eine respektvolle Geste, die ihresgleichen sucht. 

Dieses Erlebnis lehrt einiges. Bitte schaut euch genau an, welche Parks ihr besucht. Den Sanctuary Green Elephant Park kann ich uneingeschränkt empfehlen.  

Aber lasst euch nicht den Spaß an einer Sache verderben, nur weil ihr dabei fotografiert werdet. Es waren wundervolle Momente mit den Tieren. Und die möchte ich im Herzen behalten. Und wenn ich dabei eben so aussah, wie ich bin, dann ist es hauptsächlich eines: TOTAL O. K.!! Denn ich bin gut, so wie ich bin! Eben schnörkellos, aber glücklich! Unembellished me!

Und du? Schreib mir.

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2 Antworten

  1. Liebe Corinna,
    Ich finde es gut das wir auf diesem Wege kommunizieren können. Was mich aber einmal interessiert ist es möglich einen solchen Park auch mit Rolli zu besuchen , wie sieht es mit Toiletten etc. aus ?

    Liebe Grüße Dagmar

    1. Hallo Dagmar, ich freue mich so sehr, von dir zu „hören“. Diesen Park könntest du auch mit dem Rolli besuchen, wenn auch ein paar Wege etwas uneben sind und du Hilfe brauchst. In die Schlammgrube wirst du leider nicht kommen. Die Toiletten waren allesamt barrierefrei und wirklich sehr sauber. Auch gross genug, um mit dem Rolli reinzufahren. In Parks, wo die Elefanten eine enge Beziehung zu einem Mahmoud pflegen, arbeiten die Frauen oft auf dem Gelände mit. Wir haben eine ausserordentlich liebevolle Gastfreundschaft erleben dürfen. Das wird sicherlich nicht überall der Fall sein.
      Liebe Grüße 🙂
      Corinna

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Corinna Kruse Profilbild einer Reisejournalistin

Corinna Kruse

Als studierte und seit 2021 selbstständige Journalistin liebe ich es meine Erlebnisse in Worte zu packen. Ich möchte andere dazu motivieren, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen.

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