Cairns –  Great Barrier Reef

Wir haben Australien fast komplett auf der nördlichen Seite durchquert und hatten uns Trinity Beach als Domizil in der Nähe von Cairns ausgesucht. Eine hervorragende Entscheidung, wie sich rausstellen wird. Darüber kannst du im zweiten Teil von meinem Beitrag über Cairns lesen.

Great Barrier Reef

Aber wir waren auch nach Cairns gekommen, um am wohl bekanntesten Riff tauchen zu gehen. Ich hatte mich im Vorfeld für eine Tour mit Divers Den entschieden.

Viele Boote fahren an einem normalen Tag raus zum Riff. Oft sind die Boote gnadenlos überbucht oder du wirst gar nicht erst mitgenommen. Wir haben uns deshalb für den einzigen noch inhabergeführten Anbieter entschieden. Du kannst Tickets auch über die einschlägigen Touranbieter buchen. Wir haben direkt bei Divers Den gebucht. Die Tour startet am „Finger B“ in Cairns. Gegenüber ist ein großer Parkplatz, wo dein Auto den ganzen Tag stehen kann.

Das Great Barrier Reef ist als eines von sieben Weltwundern weltweit gelistet. Über 2300 Kilometer lange bedeckt es eine Fläche, die insgesamt größer ist, als ganz Italien – und auch spannender. Es besteht aus über 2900 kleinen Riffen, und 900 Inseln, die kleine Inseln und Lagunen formen.

Es gilt als eines der artenreichsten Regionen der Welt. 400 Korallen- und 1500 Fischarten leben hier. Dazu kommen rund 4000 Weichtiere und verschiedene Delfin- und Walarten. Die meisten Taucher und Schnorchler wünschen sich, eine Schildkröte oder einen Clownfisch zu sehen. Dieser Wunsch wird am Great Barrier Reef mit Sicherheit erfüllt.

Plan B an Bord

Der Katamaran legt eine ordentliche Geschwindigkeit vor, um schnell am ersten Spot ins Wasser gehen zu können. Der kurzen Sicherheitseinweisung hätten möglicherweise mehr Menschen Gehör schenken sollen. Für den Fall der Seekrankheit schlug der Offizier Plan A vor – Ingwer-Tabletten, die rechtzeitig eingenommen jede Übelkeit verschwinden lassen. Funktioniert dies nicht, blieb Plan B – eine Papier-Spucktüte. Doch die Warnung, die gefüllte Tüte nicht zu lange in der Hand zu behalten, kam für einige Unglückliche zu spät. Es tropfte fleissig aus der Tüte auf dem Weg nach draußen. Ich hatte meine eigenen Tabletten dabei und es ging uns Mädels gut. Jochen hat viel Zeit an Deck verbracht, allerdings ohne Plan A oder B zu benötigen.

Tauchen für Anfänger und PADI-Zertifizierte

Wenn du wie ich (noch) keinen Tauchschein hast, kannst du an Bord einen „Intro(ducing) Dive“ buchen. Das hätte ich unglaublich gern gemacht, aber meine Erkältung ließ diesen Ausflug nicht zu.

Ich konnte beim Schnorcheln die Taucher beobachten. Sie sind mit einem erfahrenen Taucher getaucht. Alle wichtigen Fakten wurden in einer Einführungsstunde erklärt. Flaschen und Zubehör waren noch vor dem Start im Hafen auf die Personen abgestimmt und mit einer individuellen Nummer versehen. Der Tauchausflug hätte 70 AUD extra gekostet. Für alle anderen Taucher mit Tauchschein wurde ebenso viel Aufwand betrieben.

Wer wollte, konnte seinen Schein erweitern. Der theoretische Unterricht fand während der Anfahrt ans Riff statt. Nicht alle Schüler waren aufnahmefähig. Wir hatten einen Tag mit hohen Wellen erwischt und der Katamaran hüpfte mehr über die Wellen, als gleichmäßig vor sich hinzugleiten. An zwei verschiedenen Spots wurden jeweils Tauchgänge angeboten. Taucher, die im schwimmenden Hotel von Divers Den übernachten und einen nächtlichen Tauchgang gebucht hatten, durften nur zu einem von zwei Tauchgängen mitgehen.

Schnorcheln für alle

Noch im Hafen bekamen Emma und ich unsere uns angepasste Schnorchelausrüstung. Der Ganzkörper Nassanzug umschmeichelte meine Figur eher unvorteilhaft, aber mich kannte hier auch schließlich niemand. Erst am Ende der Schnorchelgänge wusste ich die angebrachten Handschuhe zu schätzen, aber da war es schon zu spät. Meine Hände waren nach dem zweiten Schnorchelgang komplett verbrannt.

Je näher wir dem ersten Spot kamen, desto größer wurde Emmas Unruhe. Die Wellen wirkten sehr hoch und gut die Hälfte der Gäste hatte inzwischen mit Übelkeit zu kämpfen. Ein Crewmitglied outete sich schon beim „Fitting“ der Anzüge als gebürtige Deutsche. Sie bekam Emmas Angst mit und stellte ihr einen anderen Mitarbeiter zur Seite. Matt wich Emma nicht mehr von der Seite.

Emma und die Weite des Pazifiks

Matt setzte Emma an die Kante des Katamarans und half ihr, die Flossen anzuziehen. Fertig präpariert mit Nassanzug über Kopf und Hände und einer korrekt sitzenden Schnorchelmaske sollte sie nun ins Wasser rutschen. Dort warte er mit einem Rettungsring auf sie. Emma tat, wie ihr gesagt und rutschte in das aufgewühlte Wasser.

Mir wurde angst und bange! Aber ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn ich musste doch hinterher. Dieser Moment war der schwerste von allen. Einfach über die Kante und los ins Nichts. Der erste erwartete Schock blieb allerdings aus, das Wasser war warm. Angenehm warm. Und gar nicht so schwarz, wie es von oben leicht bedrohlich aussah. Nach einigen Mühen, hinter Emma und Matt gegen die Wellen hinterherzukommen, konnte ich mich dann auch an den Ring klammern. Emma bekam von Matt den Auftrag, den Kopf unter Wasser zu halten.  Dieses Mal kostete es sie auch einiges Zögern, doch dann ging ihr Köpflein unter die Wasseroberfläche. Und blieb dort. Ich hörte sie durch den Schnorchel begeistert jauchzen und singen.

Das große Riff

Da es Emma nun gutzugehen schien, wagte auch ich einen Blick unter Wasser und war erst einmal vollkommen enttäuscht. Ja, da waren Korallen, aber nicht in den Farben und dem Ausmaß, wie ich erwartet hatte. Leicht blässlich und ohne den großen Glanz fanden wir uns inmitten von Korallen wieder. Matt machte uns auf einen Clownfisch aufmerksam, aber auch den konnte ich unter der Wasseroberfläche nicht sehen. Zwar schimmerte es hellblau und hell, aber mehr als die Korallen sah ich zunächst nicht. Ich wollte Emma anschauen und erschrak, genau neben mir war ein großer Schwarm kleiner Fische, ganz nah an uns dran. Unter uns gluckerten die Blasen der Taucher. Ich war mir sicher, dass es keine gute Idee sein würde, jetzt ins Wasser zu pieseln.

In einer Felsspalte weit unten schwamm ein Riffhai. Mich überkam sofort Angst und die Bilder von Haien, zerfetzter Körper gruben sich in meinen Kopf. Die anderen Schnorchler um Matt und auch mich blieben ruhig und zeigten unter uns. Also beschloss ich, dass der Hai eine Attraktion und keine Bedrohung zu sein schien.

Nach einer Weile kam der Fotograf vorbeigeschwommen und schoss ein paar Bilder von uns. Ich hab’ das so schnell gar nicht kapiert. Emma hingegen hat sofort verschiedene Posen probiert. Was soll ich sagen, so sehen die Bilder auch aus. Cairns – Great Barrier Reef Teil 1Emmas sind sehr cool und sie ist entspannt, auf meinen Fotos wirke ich eher dümmlich. So bin ich halt, unembellished me!

Nach dreißig Minuten fragte Matt, ob wir zurück zum Boot zu schwimmen wollten. Emma wollte allerdings unbedingt bleiben. Sie war fast benommen vor Glück und wollte einfach nicht wieder auftauchen. Mein kleines Mädchen genoss meinen vollen Respekt. Die Wellen waren hoch und klatschten uns immer wieder ins Gesicht oder über unseren Köpfen zusammen. Aber sie wollte einfach hierbleiben. Mir wurden allerdings die Arme und Beine schwer. Während Matt leicht und locker den Reifen hinter sich herzog, die Hände im Rücken verschränkt, kostete mich das Schwimmen und Mitschieben des Rettungsringes eine große Menge an Kraft. Ich war froh, dass wir gemeinsam Emma überreden konnten, ihre Kräfte für den nächsten Schnorchelspot zu sparen.

Doch nun kam der schwierigste Teil der ganzen Aktion. Mit den Flossen war es unmöglich, die Treppe hinaufzukommen. Durch die Wellen schwankte das Boot sehr stark. Also mussten die Dinger aus. Ich kniete mich auf die unterste Sprosse und nahm Emma vor mich auf den Schoß. Matt half von der Seite, ihre Flossen auszuziehen und schon flogen sie auf das Vordeck, Emma krabbelte hinterher. Doch meine habe ich einfach nicht ausziehen können. Meine Arme wurden schon taub von der Anstrengung, mich zu halten und die Flossen zu packen zu bekommen. Doch auch hier half Matt, mich aus der misslichen Lage zu befreien. Ich hatte vor Schreck und Anstrengung richtig weiche Knie, als ich endlich auf dem Boot stand.

Mittagspause

Wir genossen eine kurze Essenspause an Bord des Katamarans. Ein paar Salate, Früchte, Brot und Kuchen waren aufgebaut und wir konnten uns bedienen. Ich war doch sehr erstaunt, wie hungrig mein Kind plötzlich war. Sie hat Unmengen von Reis gefuttert. Beim Blick auf die anderen Wassersportler war aber auch schnell deutlich, dass die Kleinsten und Dünnsten offenbar das meiste Essen vertilgen konnten. Die Teller waren teils übervoll!

Das Boot war mit 45 Gästen voll belegt. Es gab genug Platz für alle und niemand musste stehen. Das habe ich als sehr angenehm empfunden. Wer wollte, durfte auch eine heiße Dusche nehmen.

Zweiter Schnorchelgang

Nachdem das Essen abgeräumt war, setzte sich der Katamaran wieder in Bewegung zu einem zweiten Spot. Dieser, so versprach Matt, sollte noch viel schöner sein. Mir war mulmig. Ich war k.o. und müde und die Arme taten mir bereits weh. Und ich hatte große Angst vor dem Moment, wenn wir über die Treppe wieder aus dem Wasser steigen sollten.  Emma wollte um jeden Preis wieder raus ins Wasser, also überwand ich mich und quetschte mich erneut in den Nassanzug. Keine schöne Sache, wenn dieser vom ersten Mal bereits nass und inzwischen eklig kalt ist.

Voller Mut hielt Emma sich die Brille fest und sprang aus dem Stand ins Wasser. Dieser eine Moment, wo du springen sollst, hat mich erneut überrascht. Wieder kostete mich dieser kleine Schritt viel Überwindung. Emma und Matt waren schon unterwegs, weg vom Schiff, als ich endlich sprang.

Tatsächlich war das Wasser beim zweiten Mal sehr viel klarer und heller. Beeindruckend viele Fische tummelten sich um uns. In allen Farben glitzerte die Wasseroberfläche und mit ihr die wunderschönen Meereskreaturen. Ich schaute unter mich und hab sofort die Beine wie ein Frosch breit gemacht. Die Korallen unter mir waren nur wenige Zentimeter entfernt. In tausend Farben leuchten die Äste und zwischendurch schauten kleine Fische hervor. Die Knabber Geräusche der kleinen Putzerfische waren deutlich hörbar und auch Emmas fröhliches Jauchzen drang in mein Ohr. Sie war einfach nur glücklich. Und endlich sahen wir auch eine große Schildkröte. Als sei es einfach normal, schwamm sie zwischen den Schnorchlern umher. Kein Meter weiter leuchteten Clownfische in Orange und auch mit schwarzen Streifen um die Wette.

Diese Stille und Ruhe war atemberaubend. Alles schien schon immer so gewesen zu sein, totaler Frieden und Einklang mit den Menschen und Tieren. Die Zerstörung des Korallenriffs und die Gefahr, die wir gerade mit uns bringen, war in diesem Moment weit entfernt.

Leider war auch dieser Schnorchelgang einmal zu Ende und ich musste mich wieder diese blöde Treppe hochkämpfen. Doch dieses Mal hatte ich ein deutsches Pärchen hinter mir, die, statt zu helfen, sich die Zeit nahm, über uns zu schimpfen. Ich war einfach fassungslos. Der Typ war mir vorher schon unangenehm aufgefallen, weil seine Box der Kamera einen Sprung hatte und er sehr unhöflich die Crew anwies, die Kamera entgegenzunehmen und zu öffnen.

Der Ausflug war wirklich einzigartig. Dennoch bleibt ein kleiner fader Geschmack im Mund zurück. Die Touristen mit ihren Eigenarten zerstören viel Natur an und um die Riffe. Dennoch ist es fantastisch, die Welt kennenlernen zu dürfen. Was ist das richtige Mittelmaß? Um mich herum waren viele junge Menschen mit Umweltschutz-Floskeln auf den Shirts, die aber unbedingt eine heiße Dusche nach jedem Tauch- oder Schnorchelgang benötigten. Ist das noch Umweltschutz? Ich bin mir sehr unsicher.

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Corinna Kruse Profilbild einer Reisejournalistin

Corinna Kruse

Als studierte und seit 2021 selbstständige Journalistin liebe ich es meine Erlebnisse in Worte zu packen. Ich möchte andere dazu motivieren, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen.

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