Der Koala verzückt einfach jeden Menschen mit seinen großen hübschen Augen und der süßen schwarzen Nase. Er sieht einfach kuschelig aus. Ein Teddy zum Verlieben. Ob der Koala sich wirklich zum Schmusen eignet, wollten wir unbedingt herausfinden.
Lone Pine Sanctuary
Der Park, ein wenig außerhalb von Brisbane gelegen, überzeugt sofort mit einer Sauberkeit und Ordnung. Gut ausgeschilderte und reichliche Parkplätze, einen breiten Eingang und gute Beschilderung helfen, komfortabel anzukommen.
Das Lone Pine Koala Sanctuary wurde 1927 von dem Queensländer Claude Reid mit zwei Tieren, Jack und Jill, eröffnet. Wilde Koalas wurden derzeit häufig für den Pelzhandel gekeult. Claude erkannte schnell, dass etwas getan werden musste, um zum Schutz einer der berühmtesten Arten Australiens beizutragen. Die erklärte Mission ist es, die Umwelt und Tierwelt zu schützen, zu respektieren und zu erhalten, indem der Park Menschen inmitten der Natur aufklärt und verbindet.
Auf du und du mit dem Känguru
Bevor du zu den handzahmen Kängurus gehst, solltest du dir im Shop Wildfutter besorgen. Sie lieben es! Wir konnten den Tieren sehr nahe kommen. Falls die Tiere genug von den Zweibeinern hatten, konnten sie sich in ein abgetrenntes Gehege begeben. Dort waren sie dann ungestört. Wir hatten jedoch den Eindruck, dass die Tiere den Kontakt genießen und die Nähe gerne zulassen. Anfassen wollten dir die Tiere nicht zwingend, andere Besucher waren weniger zimperlich.
Bereits von Zuhause aus buchten wir eine Entdeckungstour mit Koalas (Koala Discovery Tour). Der Park bietet viele weitere Entdeckungstouren zu Dingos, Eulen und dem berühmten Schnabeltier (Platypus) an. Die Gruppen sind klein gehalten, sodass du dich frühzeitig um einen Platz bemühen solltest.
Der Preis schreckt zunächst etwas ab, immerhin 150 AUD kostete eine knappe Stunde Führung, fünf Minuten kuscheln und ein Bild. Den Koala einmal halten zu dürfen ohne gebuchte Tour, kostet 29 AUD, langes Anstehen inklusive.
Das Sozialverhalten der Koalas
Die blonde junge Frau besticht sofort mit ihren fröhlichen Augen. Sie holt uns bei den Fledermäusen ab und stellt uns zunächst die Ziele und Motive des Parks vor. Auf dem Weg zum ersten Gehege bleiben wir eine Weile bei den Tasmanischen Teufeln stehen. Ein weibliches Tier gebärt bis zu 40 Kinder, hat aber nur 12 Zitzen. Die schwächeren Babys sterben und werden von der Mama verspeist. Sympathiepunkte gewinnt der Teufel auch nicht mit seinem Aussehen. Alles in allem ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse.
Am Gehege mit männlichen Koalas und erklärt unser Guide die ersten wissenswerten Details. Koalas aus dem Norden unterscheiden sich von den südlichen Brüdern in der Farbe und Flauschigkeit.
Das benachbarte Gehege beherbergt einen einzelnen männlichen Koala unter Frauen. Der Einzelkämpfer mag Menschen und Koala-Mädchen. Er unternahm auch einen einzigen Versuch, eine Koalabärin zu schwängern. Mit Erfolg. Aber was den armen Kerl dann so erschreckt hat, dass er es aufgab, weiß niemand so genau.
Die Koalakleinkinder und Babys teilen sich ein Gehege mit den Mamis und Ammen. Während wir die Herde beobachteten, schob sich ein kleines Koalakind langsam, aber unnachgiebig zwischen die flauschigen Beine einer Koalamama. Es war nicht die richtige Mama, aber das störte niemanden. Die kleinen Koalakuschelknäule heissen auch Joeys.
Alle Erwachsenen betreuen gemeinsam die Babys, unabhängig davon, wer sie geboren hat. Sie sind sehr soziale Tiere. Unter den Tieren kann man unterschiedliche Charaktereigenschaften erkennen. Ein weiblicher Koala wurde bei einem Unfall gefunden und im nahe gelegenen Tierkrankenhaus aufgepäppelt. Doch sie konnte nicht in die Freiheit entlassen werden und blieb im Sanctuary. Sie selbst kann keine Kinder bekommen, lebt mit den Kindern und Mamis zusammen und hilft als Ersatzmutter aus, wo sie gebraucht wird.
Die Schwangerschaft der Koalas dauert nur fünf Wochen, danach klettern die Neugeborenen eigenständig für sechs bis sieben Monate in einen kleinen Beutel vor dem Bauch der Mama, wo sie auch gesäugt werden.
Futterzeugs
Jedes Kind weiß, dass Koalas am liebsten Eukalyptusblätter futtern. Tatsächlich können viele andere Tierarten die Toxine in den Blättern nicht verdauen. Die Koalababys stimulieren nach der Geburt die Ausscheidungsorgane der Mama, bis eine klebrige, grünliche Paste produziert wird, die Pap genannt wird. Pap ist eine spezielle Form von Kot und enthält neben Proteinen auch lebensnotwendige Mikroorganismen. Wenn die Babys dies fressen, reichert der Darm Enzyme an, die zur Verdauung der sonst giftigen Blätter nötig sind. Ohne diese Zusätze würden die Babys verhungern. Glücklicherweise produzieren alle Mamis diese Substanz, sodass auch Findlinge damit versorgt werden und überleben können.
200 – 500 g Blätter futtert ein Koala am Tag. Ich war überrascht, wie viele unterschiedliche Arten von Eukalyptus Sträuchern es gibt. Wir durften vier Arten genauer betrachten. Beim Aufbrechen der unterschiedlich großen Blätter konnten wir deutlich riechen, wie unterschiedlich die Arten sind. Da wir uns nicht überwinden konnten, reinzubeißen, bleiben wir eine Geschmacksprobe schuldig. Die Tierpfleger stellen riesige Tonnen mit Ästen in die Gehege, an denen sich die Tiere bedienen können. Im Lone Pine Sanctuary wird dabei genau auf die Herkunft geachtet. Einen Teil produzieren sie selbst und weitere Sorten kaufen sie in benachbarten Farmen dazu. Um zu verhindern, dass sich Farmen auf die einseitige Produktion auf ihren Feldern beschränken und die Vielfalt und Ökonomie gestört werden könnten, wird auf Nachhaltigkeit und sorgsamer Anbau geachtet.
Die Toxine in den Blättern bewirken auch die Langsamkeit der Koalas. Es dauert sehr lange, bis alle Teile des Blattes verdaut sind. Unser Guide hat uns alles genau erklärt, aber die biologischen Vorgänge waren mir auf Englisch dann doch zu umständlich und ich beschränke mich in der Erzählung auch nur auf das Verstandene. Es sei dir freigestellt, die genauen Hintergründe und Vorgänge bei Wikipedia nachzulesen.
Die Hinterlassenschaften der Koalas sind sehr wertvoll. Im Park werden die Pflanzen und Sträucher damit gedüngt und Teile an Farmen in der Nachbarschaft verkauft. Der Dung riecht überraschend frisch und überhaupt nicht nach, sorry, scheiße.
Ein Leben als Koala
Am Käfig dieser wunderschönen Tiere versteh’ ich, warum der Anblick so entspannt. Koalas sind einfach sehr sehr sehr langsam in ihrer ganzen Art. Wenn sie nicht schlafen, kauen sie entspannt auf einem Blatt herum. Gefuttert wird nur, was in erreichbarer Nähe hängt. Wenn es nicht die richtige Art der Pflanze ist, wird das Blatt eben auch einfach fallen gelassen.
Sie können zwar auch gut springen, aber das ist den Bärchen meistens viel zu anstrengend.
Mit langen Krallen halten sich die Koalas an den Büschen fest. Insgesamt besitzen Koalas fünf Glieder an jeder Vorderpfote, wobei jedoch zwei von ihnen die Funktion von Daumen übernehmen. Dadurch können sie besser und leichter klettern und sich besser ihre Nahrung greifen. Der zweite und dritte Zeh ihrer Hinterpfoten sind zusammengewachsen und formen eine „Pflege-Kralle“.
Die Futterzeiten kennen sie genau und werden zur richtigen Zeit wach. In ein Gehege durften wir leider nicht mit rein, weil die Pfleger gerade neue Büsche brachten und ein Koala auf dem Boden saß. Seine großen Augen suchten nach den Beinen des Fütterers, bereit daran hochzuklettern.
Im Paarungsverhalten können Koalas aber auch richtige Nervensägen werden. Ihre lauten Brunftschreie gleichen lautem Grunzen von Wildschweinen. Nur viel lauter und durchdringender. Das Männchen ruft und die Frau antwortet – stundenlang. Schon manch ein Camper hat in der freien Natur freiwillig das Feld geräumt.
Schnuppern und kuscheln
Das kuschelige Fell fühlte sich wunderbar warm und unfassbar flauschig an. Ich hätte ewig einfach so dastehen können. Verstand auf „null“ – Blick auf „unendlich“. Einfach nur fühlen, riechen und genießen. Emma hat ein paar Kratzer davon getragen, weil sich ihr Koala an ihr festhalten wollte. Sie gefiel ihm halt einfach und er wollte nicht mehr weg von ihr.
Mir war schon bewusst, dass ich von einem Fotografen und auch Jochen fotografiert wurde, doch ich konnte das einfach ausblenden.
Im Vorfeld hatte ich mich sorgsam vorbereitet, leicht geschminkt und die Haare sorgfältig gekämmt, um auf dem Bild wirklich toll aussehen zu können. Also so, dass ich mir selbst gefalle. Aber wie es nun mal so ist, es regnete und meine Haare nahmen ihre eigenen Wege. Die Tränen ließen meine Schminke zerlaufen. Das bin nun mal ich – unemebellished me!
Ich war ganz mit dem kleinen Bären und mir im Arm. Es hätte ewig dauern können. Hat es aber leider nicht. Nach einer wunderschönen und intensiven Zeit musste ich meinen neuen Freund abgeben.
Brisbane und seine Eigenarten
Zunächst mussten wir lernen, wie Brisbane wirklich ausgesprochen wird. Wir sagen immer „Brisba(ä)ne“. Tatsächlich spricht man es aber „Brisben (brɪz.bən)“. Sie lieben die Einfachheit in Bezeichnungen. Der Fluss, der die Stadt durchkreuzt, heißt völlig unromantisch „Brisbane River“. Gefühlt haben in Brisbane alle Bäume Lichterketten umwickelt. Die Stadt leuchtet in den Straßen, wie bei uns die Häuser zu Weihnachten.
Wir hatten das einmalige Privileg, den Bruder einer geliebten Freundin zum Dinner zu treffen und haben ihn mit Fragen zur Stadt gelöchert. Auch unser wunderbarer und hilfsbereiter Taxifahrer war in den zwei Tagen ein toller Begleiter. Wenn du mal in der Stadt bist und einen Fahrer benötigst, ruf ihn bitte an! Claudius erreichst du online unter online oder per Mail. Grüße ihn lieb von mir.
Äußerlich hat uns die Stadt nicht gecatcht. Sie gleicht einer riesigen Baustelle. Nicht zuletzt wegen der kommenden Olympischen Spiele im Jahr 2032 wird gerade die Untertunnelung vom Bahnhof umgesetzt. Kräne über Kräne, Baustellen und unzählige Umleitungen zerstören jede Schönheit einer Stadt voller Brücken.
Wir verlassen Brisbane mit dem Flugzeug in Richtung Cairns und freuen uns auf die Abenteuer am und im Pazifik.