Teil 2 – An Bord der Grand Princess

Teil 2 – An Bord der Grand Princess

Die Reise mit der Grand Princess geht weiter …

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Im ersten Teil habe ich glücklich davon berichtet, dass wir uns an Bord der Grand Princess mit der Medaillon App 24 Stunden Snacks und Getränke überallhin liefern lassen konnten. Doch das sollte sich leider ändern.

Crew Alert!

Mitten in der Nacht erschreckte uns eine Durchsage von der Brücke, dass ein Notfall Team auf Deck 5 Sektion 7 gebraucht wird. Sektion 7 umfasst auf der Prinzessin den hinteren Bereich, vertikal getrennt, bis Deck 15.

Jedes Crew Mitglied hat im Notfall eine spezielle Aufgabe. Es gibt medizinische und technische Team, andere leiten dich im Notfall zum Rettungsboot oder gehören zur Brandbekämpfung. Nach einem akustischen Signal wird im „Crew Alert“ das betreffende Team mit Angabe einer Notfallstufe, „First Response“, „Second Stage“ usw. gerufen.

Sechs Durchsagen, mit Anforderungen an immer mehr Teams und steigender Notfallstufe, erreichten uns alle in den Kabinen, auf den Fluren und in allen anderen Bereichen. Nach einer letzten, siebten Durchsage entschuldigte sich der Kapitän für die Unruhe und es kehrte endlich wieder Ruhe ein.

Am Morgen wurde die Tragweite des Zwischenfalls deutlich. Glücklicherweise gab es keine Verletzten, aber ein Schmorbrand hatte die komplette Sektion 7 lahmgelegt.

Eine komplette Sektion ohne Strom

Alle hinteren Bereiche, wie zwei kleinere Theater, zwei Bars, die Fotogalerie und ein Restaurant schlossen ihre Türen. Die Klimaanlage in dem großen Büfett-Restaurant blieb aus und die Kühlung war nicht mehr überall möglich. Fortan blieben die sonst begehrten Fensterplätze leer, denn dort knallte die Sonne unnachgiebig auf die ungekühlten Räume. Die Qualität des Essens änderte sich in den darauffolgenden Tagen und wurde kurzfristig so schlecht, dass man die Wurst am Büfett nicht ohne kleinen Ekel betrachten, geschweige denn essen konnte.

Dieser Schmorbrand betraf auf wundersame Weise auch die Bestellung über die Medaillon App, nicht aber der Kontakt zum Lieferdienst über das Telefon. Ich bin mir sicher, dass nicht mehr so viele Gäste den Service nutzten, wenn sie Kontakt zu einer echten, englischsprachigen Person aufnehmen müssen. Die Deutschen schon gleich gar nicht. Die Schlange am Serviceschalter bezeugte die Unzufriedenheit der Gäste. Doch diejenigen, die sich über warmen Joghurt und nicht mehr eiskalte Getränke beschweren konnten, hatten es noch gut. 250 Gäste, vorwiegend Suitengäste mit großem Heckbalkon, mussten auf leere Kabinen verteilt werden. Erstaunlicherweise blieb dabei eine große Unruhe aus.

Als in der folgenden Nacht erneut der Notruf durch die Kabinen tönte, wurde uns auch kurz mulmig. Wir befanden uns mitten auf hoher See, Hunderte Kilometer entfernt von den nächsten Inseln. Und wieder beruhigte uns der Kapitän kurz danach, es sei nur eine Lampe im Crew-Bereich geborsten und bestehe kein Anlass zur Sorge.

Langeweile? Gibt’s nicht!

Doch das Bordleben ging weiter. Gelangweilte Erwachsene konnten an einem gemeinsamen Puzzle arbeiten oder sich ein Buch ausleihen. Tägliche Handarbeitstreffs und selbst moderierte Gruppen von Randgruppen fanden ebenfalls statt. Niemand musste allein bleiben. Und am Ende gab es ja noch eine Kapelle an Bord mitsamt Pfarrer und Gesangsbüchern. Jeden Morgen gab der Cruise Manager über alle Lautsprecher bekannt, wo sich heute heimlich zum Proben für den Flashmob getroffen wird. Neben dem Pool schwitzten schon am Morgen die Eifrigen bei Zumba und Bauch-Beine-Po. Herrlich, solch ein Bordleben. Ukulele Kurs und Hula tanzen lernen, wenn nicht jetzt, wann dann?

In den üppig eingerichteten Räumen der Kinder- und Jugendbetreuung wurde gebastelt und gequizzt. Zumindest stand das so auf den Tagesplänen. Die anwesenden fünf Kinder haben die Zeit für Spiele mit der Konsole oder zum Schauen von Filmen genutzt. Immerhin gemeinsam. Am letzten Tag an Bord gab es immerhin noch eine Piratentour über das Pool Deck, was unglücklicherweise in das Ende eines Hollywoodfilmes auf der großen Leinwand fiel und somit ungefähr keinen Erwachsenen wirklich interessiert hat.

Eine Klinik auf dem Meer

Die medizinische Versorgung an Bord ist besser als in einigen Gegenden in Deutschland auf dem Land! Selbstverständlich verfügt das Schiff über eine Krankenstation mit einem kleinen, aber hervorragend ausgestatteten OP. An Bord sind Dialyse Anwendungen genauso selbstverständlich wie eine Botox Behandlung für zwischendurch. Ein Großteil der Reisenden hätte in Deutschland die Pflegestufe 2 erreicht und dementsprechend viele medizinische Hilfsangebote werden bereitgehalten. Dies ist keinesfalls Normalität auf Kreuzfahrtschiffen, wie ein Artikel von mir zu diesem Thema aus dem letzten Jahr zeigt.

Mittwochs waren Botox Behandlungen und andere Schönheitskorrekturen übrigens immer rabattiert. Wir haben uns trotzdem dazu entschieden, weiterhin mit unserem Aussehen zufrieden zu sein und auf Eingriffe zu verzichten.

Doch die Ausrichtung auf ein gehandicaptes Publikum hat an Bord auch Konsequenzen erfordert. Ein kleiner Kran und vier Attendants halfen jedem Willigen in den Whirlpool, der es aus eigener Kraft nicht hinein und hinausschaffte. Jedem Passagier wurde zu jeder Zeit der Zutritt zu allen öffentlichen Bereichen ermöglicht. Und wenn es eine Rampe nicht tut, dann Muskelkraft.

Bei jedem Landgang standen eigens für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen Attendants bereit, die beim Verlassen des Schiffes auf der Gangway halfen. Selbst schwere Rollstühle wurden auf das Tenderboot gehievt, damit auch wirklich jeder Gast den Landgang erleben durfte, wenn wir auf Reede lagen.

Geordnetes Sonnendeck

Von Frustrationen über besetze Liegen blieben wir völlig verschont. Niemand wagte es auf den Sonnendecks auch nur, eine Liege zu verschieben, geschweige denn, sie zu blockieren. Die wachsamen Deck Attendants räumten nach spätestens 20 Minuten wieder auf und gaben die Liege wieder frei.

Wahrscheinlich sind deshalb an Bord alle so heftig gebräunt. Aufstehen geht natürlich nicht, wenn man seine Liege behalten will und seit Bestellungen per App nicht mehr klappen, rennen noch mehr Kellner um die Gäste herum. Die Choreografie der Kellner auf den Sonnendecks erschien fast ausgefeilter als die Hula Tänze der freiwilligen Tanzgruppe auf dem Schiff. Erst werden wir mit einem eisgekühlten Fruchtspieß beglückt, dann wird keine zehn Minuten später ein geeistes Handtuch gereicht. Nun fehlt leider der Mitarbeiter für das Abnehmen des leeren Spießes in der Reihenfolge, also musst du dir da selbst helfen.

Wenn doch mal alle Liegen belegt sein sollten, hilft kurzes Abwarten. Und sollte sich das Problem nicht durch Geduld lösen lassen, hilft eine höhere Macht und lässt es einmal kräftig schauern. Danach werden die Liegen mit Sicherheit komplett neu verteilt.

Nur Geduld!

Wir haben an Bord auf jeden Fall auch gelernt, geduldig zu sein. Auf den ersten Blick ausgeklügelte Systeme, alle Menschen geordnet auf Tenderboote zu verteilen oder auschecken zu lassen, endeten oft im Chaos und endlosen Warten. Das Vergeuden meiner kostbaren Lebenszeit war nicht immer so leicht hinzunehmen.

Da wurden Nummer ausgegeben, um einem Tenderboot zugeordnet zu werden. Möglicherweise hätte es geholfen, einfach mehr Boote zu Wasser zu lassen, oder alle Menschen darüber zu informieren, dass man nur eine Nummer ziehen darf, wenn man auch ausflugsfertig sei. Am Ende warteten wir 2 ½ Stunden auf das Aufrufen unserer Nummer und Emma und ich hätten fast unseren Surf-Unterricht verpasst.

Und vielleicht hätten die Verantwortlichen auch wissen können, dass man am Abreisetag die Gruppe von Menschen, die dran ist zu gehen, nicht durch die Gruppe laufen lässt, die sich noch sammeln soll. Das Chaos war fein!

Die Einreise in die USA in Hawaii hätte uns sicherlich nicht so viel Zeit kosten müssen, aber wir haben uns einfach falsch entschieden. Nach dem Anlegen mussten ausnahmslos alle zu den amerikanischen Behörden. Wer als eingereist galt, durfte an Land bleiben, oder zurück an Bord gehen. Dann jedoch durften wir das Schiff erst wieder verlassen, wenn die gesamte Einreise-Prozedur erledigt war.

In der Annahme, dass dies sicherlich schnell vollendet ist, sind wir in Ruhe frühstücken gegangen. Am Ende haben wir auch noch Mittag gegessen, bevor wir endlich von Bord gehen konnten und dabei fast unseren Schnorchel Ausflug verpasst hätten.

Ich habe auf keiner Reise so viel Zeit im Gang verbracht, um endlich ein Schiff verlassen zu dürfen.

Und dann ist plötzlich alles vorbei

Glücklicherweise funktionierte nach Hawaii für die letzten Seemeilen das Bestellsystem der App wieder.

Mit Erschrecken stellen wir aber auch fest, die Reise ist fast vorbei. Die letzten Seetage verbringen wir mit dem Ordnen der vielen Mitbringsel, Packen und sukzessiven Verabschiedungen bei der liebgewonnenen Besatzung, mit und ohne Tränen.

Der Kapitän verabschiedete die Gäste mit einer Wiedergutmachung für die entgangenen Urlaubsfreuden aufgrund des Schmorbrandes. Jeder Passagier erhielt eine Gutschrift auf die nächste Reise in Höhe von 50 % des bezahlten Reisepreises. Was wie eine Großzügigkeit der Princess Cruises Reederei aussieht, zeigt uns eher, wie schlimm der Schaden wirklich gewesen sein muss. Die unmittelbar betroffenen Gäste erhielten übrigens weit mehr als das.

Ich werde unsere bisher unveröffentlichten Reiseziele noch nachholen. Während wir in den USA waren, durfte ich keinerlei aktuelle Dinge berichten. So will es mein ESTA. Und da ich ja ein sehr folgsamer Mensch bin, schreibe ich erst jetzt wieder über das Erlebte. Stay tuned!



 

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Corinna Kruse Profilbild einer Reisejournalistin

Corinna Kruse

Als studierte und seit 2021 selbstständige Journalistin liebe ich es meine Erlebnisse in Worte zu packen. Ich möchte andere dazu motivieren, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen.

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