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Wir begeben uns als Familie auf eine Reise mit der Grand Princess der Princess Cruises. Fast einen Monat nennen wir das Schiff unser Zuhause und erleben Hochs und Tiefs des betagten Schiffes und ihrer Besatzung.
Die Route führt uns von Australien über Neuseeland nach Samoa und Amerikanisch Samoa, Tahiti und Hawaii auf das Festland der USA in San Francisco.
Willkommen auf der Grand Princess
Die „Princess“, mit der Betonung auf „cess“, wie der Kapitän es ausspricht, ist schon etwas in die Jahre gekommen. Der Rost an den Scheiben verdeckt die stumpfen Spuren des Meerwassers. Die 25 Jahre der einstigen Schönheit sind unverkennbar. Im Mai 2022 durfte die Prinzessin sich einer kleinen Schönheitskur unterziehen und lag für 22 Tage im Trockendock.
Ich mag dieses Schiff wirklich und finde an jedem Tag etwas Neues, was mich in den Bann zieht. Dennoch ist dieses Schiff runtergewirtschaftet, im wahrsten Sinne des Wortes. Es sind nicht nur kleine Schönheitsfehler, die man auch ohne genaues Hinsehen entdecken kann, auch größere Schäden sind unverkennbar. Aber sie bleibt eine wahre Diva und wahrt jeden Schein, die Makel sehen nur ihre Kritiker.
Hellbraun und beige ist die Einrichtung der sogenannten Staterrooms, den Kabinen. Schwere Vorhänge und ein durchdachtes Platzkonzert vermitteln solide Eindrücke. Gutbürgerliche Eiche rustikal schick. Statt einem großen Theater, wie auf vielen anderen Kreuzfahrtschiffen, bietet die Princess ein großes und zwei kleinere Theater. Die Kameratechnik ist in die Jahre gekommen und von den einst edlen Ledersesseln bröckelt mehr als der Lack ab. Doch der Charme ist durchaus noch erkennbar!
Eine App mit Vorzügen
Der eigentliche Höhepunkt dieser Reise liegt eher in der Technik für die Gäste an Bord. Die sogenannte Medaillon Class bietet nicht nur ein gutes Wi-Fi, sondern auch eine ausgeklügelte App, die ein Crewmitglied dazu bringt, mir einen Eimer Eiswürfel überall hinzubringen. Nicht nur die Crew sieht uns, auch wir können in der App jederzeit nachverfolgen, wo der Rest der Familie sich gerade aufhält. Das war besonders am Anfang der Reise sehr praktisch, denn mehr als einmal mussten wir Mädels beim Verlaufen gerettet werden.
Das Schloss der Kabine öffnet sich automatisch, wenn wir uns nähern. Wie im wahren Leben ist auch hier der Haushaltsvorstand dominant. Nähern wir uns der Tür, erkennt das System immer ihn zuerst. Egal, wer sich in unmittelbarer Nähe der Tür befindet.
Wie der Kapitän, so die Crew
Doch es ist die Liebe zum Gast seitens der Crew, die dieses Schiff zu etwas sehr Besonderen macht. Das Verhältnis zwischen den Passagieren und den Mitarbeitern ist gefühlt 1:1. Es ist immer jemand da – immer jemand um uns herum, der unseren Aufenthalt zu noch etwas mehr Entspannung verhelfen will. Die Hingabe lässt vergessen, dass es vor uns schon Gäste gab und wir werden auch nicht die Letzten sein. Dennoch fühlen wir uns so einzigartig, dass der Gedanke an das „Gehen“ fast schmerzt. Insgesamt 1074 Mitarbeiter aus 51 Nationen arbeiten und leben auf dem Schiff.
Die tiefe Stimme des Kapitäns erschallt jeden Tag durch alle Kabinen, Flure und Decks. Und jedes Mal entschuldigt er sich zunächst dafür, dass er in alle Räume spricht und möglicherweise stört. Eindringlich, doch sanft tönen die Ankündigungen im tiefen Bass durch. In einer Ansprache rührte er nicht nur sich selbst, sondern auch uns alle zu Tränen, weil er sich bei der Mannschaft für die harten Einsätze der letzten Tage bedankt hat. Mehrfach hatte das Schiff umgeroutet werden müssen und auch die nächtlichen Störfälle hinterlassen inzwischen deutliche Spuren bei den erforderlichen Notfallteams.
Bereits als Kadett heuerte Michele Bartolomei 1995, also im Geburtsjahr der Grand Princess auf der Prinzessin an und blieb auf dem Luxuskreuzfahrtschiff. Inzwischen ist er seit vier Jahren als Kapitän an Bord verantwortlich. Ein echter Seebär, fürwahr. Nicht dick, aber von kräftiger Statue und mit einer großen und bedeutungsvollen Ausdrucksstärke, die die nüchternen Fakten seines Kapitänsranges unterstreichen. Kurz gesagt, Michele Bartolomei macht einfach schon beim ersten Anblick so richtig Eindruck auf mich. Ich vermute stark, dass es keine Seemanns Tattoos auf seinen Armen zu finden gibt. Dazu erscheint dieser Mann viel zu ordentlich, weltmännisch, korrekt. Allein die Tatsache, dass er 10 Minuten vor einem Treffen bereits in Ausgehuniform auf uns wartet, schüchtertet mich ein.
Er kennt und liebt sein Schiff von ganzem Herzen und so tut es ihm merklich weh, wie sehr die Princess verkommt. Kapitän Michele Bartolomei versucht die Schwachstellen reparieren zu lassen, während er die Gäste beruhigt und die Crew lobt. Seine plausible Erklärung, warum plötzlich alle Rettungswesten für vier Tage verschwunden waren, beruhigte uns sehr. Es kann nichts passieren an Bord der Grand Princess, der Kapitän scheint niemals zu ruhen und hat alles im Griff!
Essen und Trinken wann immer ich will
Ein Kaffee, Long Island Ice Tea, Wasser und einen knackfrischen griechischen Salat, dem man an keiner Salatspitze ansehen kann, dass wir uns an Tag 14 der Kreuzfahrt befinden. Die Vorräte sind stets in ausreichender Menge vorhanden, obwohl wir seit drei Tagen kein Land gesehen haben. Und alle diese Köstlichkeiten habe ich mir ohne viel Aufwand oder Aufpreis per Medaillon App auf meine Kabine bestellen können. Und die Lieferung klappt nicht nur auf die Kabine, sondern überallhin, wo ich mich gerade aufhalten möchte oder muss. Sogar in der Wäscherei, wo ich unsere Wäsche waschen muss, dies macht das Medaillon leider nicht für mich. Den Cappuccino in der Piazza, einen Gin Tonic ins kleine Theater, ich bekomme, was ich möchte, wo ich mich gerade aufhalte.
24 Stunden futtern auf sehr hohem Niveau, egal wo, egal wann. Lediglich der Kaffee am Morgen ist eher eine Zumutung. Doch auch hier gibt es eine Lösung. Entweder bestelle ich mir einen Cappuccino per App ins Restaurant oder ich bitte den Kellner um eine heiße Milch. Ich habe von zu Hause das Kaffeekonzentrat mitgenommen, von dem ich schon in einem anderen Beitrag erzählt habe. Der Gutscheincode „CORIK10“ gilt weiterhin.
So saßen wir nach dem Abendessen noch in einer Bar und der Geschmack meiner Oliven im gerührten, nicht geschüttelten Martini machten Lust auf mehr, auf Chips. Uns erscheint das als dekadent, aber wir haben uns überwunden und per App Chips in die Bar bestellt, der Bartender nur zwei Meter von uns entfernt. Mit einem Lächeln serviert man uns nur wenig später warme Kartoffelchips. Was für ein Leben.
Schwierigkeiten der deutschen Gäste
Allerdings scheinen einige deutsche Gäste große Schwierigkeiten mit der Sprache zu haben. Mir ist das unverständlich. Immerhin wusste jeder Gast vorher, mit welchem Schiff er die Reise antreten wird. Niemanden dürfte daher die englische Bordsprache überraschen. Fast scheint es so, als würden unsere Mitbürger permanent Gründe suchen, an der Rezeption Schlange zu stehen. Die große Auswahl an Kinofilmen im Bord-TV sind alle in englischer Sprache, der Ton an der großen Kinoleinwand über dem Pool ist zu laut, die Getränke zu kalt und der Joghurt zu warm. Wir fangen an, im Aufzug zu schweigen oder Englisch zu sprechen, damit man uns nicht für Deutsche hält.
Lustig wird es aber am Abend, wenn wir unserem philippinischen Lieblingskellner erklären, was der Chef sich wieder für die Deutschen überlegt hat. „Schweinebraten“ kann er inzwischen fehlerfrei und ohne Gelächter aussprechen, an „Kichererbsen“ üben wir noch. Und dem Wort „Kirschwasser“ in der Schwarzwaldtorte fehlt noch die Leichtigkeit, aber es wird langsam.
Doch was wird von Menschen erwartet, denen auch bei Anwesenheit des Norovirus an Bord noch gesagt werden muss, dass sie Hände waschen sollen, bevor sie ans Büfett gehen. So steht bei jeder Mahlzeit ein Crewmitglied am Eingang und bittet jeden persönlich ans Waschbecken. Ein wenig das Gefühl vom Kindergarten kommt da auf, aber es scheint bedauerlicherweise nötig zu sein.
Der Kapitän spricht als Italiener einen sehr interessanten Akzent, doch er ist gut verständlich. Wenn auch das Wort „update“, eines seiner Lieblingswörter, klingt wie „uppedate“ ohne auch nur einen stummen Buchstaben.
Einige Deutsche fühlen sich dennoch übersehen und missachtet. Da wird an Bord die letzte Ressource hervorgeholt und eine Österreicherin darf die Durchsagen der Brückenoffiziere übersetzen. Ich schmunzele jedes Mal, denn die Durchsagen des Kapitäns bleiben unübersetzt. Und er hat viel zu sagen! Mehrmals täglich dröhnt sein Bass durch die Kabinen.
Und wie geht es weiter?
Für jede Frage steht ein Ansprechpartner auf dem Schiff zur Verfügung, zu geregelten Zeiten und dank der Österreicherin auf Deutsch. Vom Kabinensteward über die höflichen und fürsorglichen Servicekräfte, jeder ist bemüht, jeden Wunsch zu erfüllen. In vielen Fällen sind jedoch die Verantwortlichen schwierig zu finden und die Lösung des Problems bleibt aus. Wir haben ein romantisches Dinner auf dem Balkon im Vorfeld gebucht. Doch wie das geregelt wird und die Beteiligten sich absprechen, ist etwas schwieriger zu organisieren. Wir werden sehen!
Eine Antwort
Jochen mit Kapitänsmütze und Uniform würde auch ne gute Figur als Kapitän machen , vor allen Dingen mit dem Bart . Ahoi Käpt’n Kruse .