US State Highway 1 Teil 2 – Santa Cruz bis Big Sur 

Den ersten Teil unserer Tour am Pacific Coast Highway  hast du hoffentlich schon gelesen. Falls nicht, findest du ihn unter diesem LINK. Der gesamte Highway 1 wird im Verlauf noch viermal von der US-Route 101 unterbrochen und hat im Straßenverlauf viele Namen, wie Pacific Coast Highway, kurz PCH, Cabrillo- oder Shoreline Highway. Um die amerikanischen Streitkräfte zu würdigen, trägt die Straße auch den Beinamen Blue Star Memorial Highway.

 

Santa Cruz – Redwood weicht Surfern

Als spanische Mission gegründet, wurde Santa Cruz 1850 ein Teil der USA im Bundesstaat Kalifornien. Die Stadt wuchs schnell, ausschlaggebend durch die große Holzindustrie. In den großen Wäldern voller Redwood (Küsten- oder Riesenmammutbaum) schienen die Ressourcen unerschöpflich und Santa Cruz wurde für seine Holzindustrie berühmt. Leider nicht immerwährend, denn der natürliche Vorrat war eines Tages erschöpft und viele Arbeiter wurden erwerbslos und zogen weg.

Heute ist Santa Cruz vorwiegend den Surfern bekannt und so wundert die große Surfer Statue am Hautstrand wenig. Sowieso rennen hier nur gut gebaute Surferinnen und Surfer mit ihrem Bord unter dem Arm oder über dem Kopf vom Parkplatz zum Strand über die Straßen. Ein gutaussehender Anblick, zumeist. Dies ist auch das Einzige, was wir in Santa Cruz Schönes entdecken können, denn sowohl der große Vergnügungspark als auch viele Restaurants und Cafés sind vorübergehend enttäuschenderweise geschlossen. 

In den 1950ern erfand Jack O´Neill den Neoprenanzug, wo sollte es anders sein, natürlich in Santa Cruz. Für die erfahrenen Wellenreiter eignet sich der Strand am Lighthouse oder Pleasure Point, wo sich erfahrene Wellenreiter an „The Hook“ austoben.

Rund 840 Meter ragt die 2014 errichtete Santa Cruz Wharf in das Meer hinaus. Bedauerlicherweise ist sie beim letzten schlimmen Sturm Anfang dieses Jahr schwer beschädigt worden und wird aktuell repariert. So konnten wir die zahlreichen Restaurants und dort sonnenden Seelöwen nicht näher betrachten. Die Skyline mit den bunten Häusern ist beeindruckend schön. 

Doch da wir alle dringend mal auf die Toilette mussten, aber kein geöffnetes Lokal betretbar erschien, fuhren wir weiter nach auf dem Pazific Coast Highway nach Monterey, wo wir ein Hotelzimmer für die Nacht gebucht hatten.

Doch wenn du Lust hast, besuche eines der rund 200 kleinen Weingüter in den Bergen der Region. Die prämierten Ridge Wineyard und das Weingut von David Bruce gehören dazu.

In den Wäldern kannst du einer unerklärlichen Gravitationsanomalie auf den Grund gehen. Einer was? Einer Gravitations-Anomalie. An einer Stelle im Wald, George Prather hat dort eine Hütte gebaut, scheinen merkwürdige Dinge zu passieren. Besuchern des drei Hektar großen Landes wird oft unerklärlich schwindelig. Bälle rollen den Berg hinauf und du kannst dich weit nach vorn lehnen, ohne umzufallen. Doch am Ende ist dieser Mystery Spot gar nicht so unheimlich, denn die Hütte ist so gebaut, dass dein Auge sie als bergauf gerichtet wahrnimmt. Diese optische Täuschung wird „Schwerkrafthügel“ genannt. Du nimmst eine Fläche wahr, wo in Wirklichkeit Dinge im 20 Grad Winkel stehen. 

Auf deinem Weg über den US State Highway 1 nach Monterey kommst du am Sunset State Beach vorbei. Angeblich der perfekte Platz, einen Sonnenuntergang zu betrachten. Wenn du hier die Abendstimmung erleben durftest, sollen andere Sonnenuntergänge langweilig werden. Wir haben das nicht austesten wollen, aber vielleicht benötigst du ein bisschen Romantik, dann genieß den feinen weißen Sand und deinen Füßen und die warmen Rottöne der untergehenden Sonne im Wasser.

 

Monterey – die Stadt der Sardinen Dosen

Als ehemalige Hauptstadt Kaliforniens bietet Monterey allerhand kurzweiliges Programm. Das touristische Zentrum findest du entlang der „Cannery Row“. Der Name erinnert an alte Zeiten, in denen dort die Fisch-Konservenfabriken angesiedelt waren. Vorwiegend Sardinen. Doch da die Fisch-Bestände längst leer gefischt sind, entstanden in den ehemaligen Fabriken gute Restaurants und Souvenirgeschäfte. Den Zugang zu den Geschäften in den oberen Etagen musst du dir etwas erkämpfen, sie sind nicht immer leicht zu finden. Aber du wirst mit lustigen Souvenirs, einer Riesenauswahl leckerer Jelly Bellys und guten Restaurants belohnt. 

Wir haben uns für das Hotel „Travellodge by Windham“ entschieden. Wie überall in den USA ist das Frühstück sehr dürftig, aber die Zimmer sind sauber und es gibt einen Pool. Leider liegt die Einflugschneise des Flughafens auch direkt über dem Hotel. Als ich den ersten Schrecken überwunden hatte, konnte ich es gut ignorieren. 

An Montereys Küste entlang des Pacific Coast Highway und noch weit darüber hinaus befindet sich das größte Meeresschutzgebiet der USA. Monterey Bay National Marine Sanctuary bietet laut Wikipedia Lebensraum für 34 Arten von Meeressäugern, 94 Arten von Seevögeln, 345 Arten von Fischen, 4 Arten von Schildkröten, 31 Arten von Wirbellosen und mehr als 450 Arten von Meeresalgen. Insgesamt 1276 Schiffswracks uns 718 prähistorische Stätten sind auf dem 15.783 km² Gebietverzeichnet.   

In Monterey findest du einen der berühmtesten Wal-Spots. Genieß doch einfach einen Spaziergang entlang der Waterfront. Vielleicht kannst du am wilden Strand sogar Wale sehen. Seeotter und Robben wirst du mit Sicherheit treffen. Doch nicht nur am Strand, auch im größten Meerwasseraquarium der USA erlebst du mehr als 6500 Meeresbewohner zum Teil hautnah.

Jimi Hendrix und Salvador Dalí lebten eine Weile in Monterey. Auch Steve Jobs hat hier gelebt. Ist dir schon mal aufgefallen, dass viele macOS Betriebssysteme kalifornische Städtenamen sind? Monterey, Big Sur, Catalina, Ventura, Yosemite, Mojave und Mavericks, um nur einige zu nennen. 

Am nächsten Morgen haben wir unsere Erkundung des Pacific Coast Highway 1 über den 17-Miles-Drive wieder aufgenommen. Und obwohl ich den 17-Miles Drive nicht halb so faszinierend fand, wie ich es mir vorgestellt habe, widme ich dem Gebiet einen eigenen Beitrag, den du bald hier lesen kannst. Es gibt halt viel zu erzählen.

 

Carmel by the sea – künstliche Schrulligkeit

Die märchenhafte Kleinstadt Carmel by the sea liegt ebenfalls idyllisch am Pacific Coast Highway und fasziniert dich mit Häuschen im Landhausstil und einer fast schon kitschig schönen Bucht, die bei Surfern besonders beliebt ist. Das gesamte Panorama kannst du genießen, wenn du den Scenic Bluff Path vom Carmel Beach bis zum Carmel River entlangläufst. Auch wenn die Übersetzung von „Bluff“ in unseren Ohren etwas anderes meint, werden hier Klippen als Bluff bezeichnet.

Kein Wunder, dass sich hier viele Filmstars am Strand ein Haus gekauft haben. Clint Eastwood war sogar mal Bürgermeister. Auch die Innenstadt, also die eine Straße, die ich dafür hielt, ist klein und gemütlich. Cafés, erstaunlich viele Handarbeitsläden und teuer aussehende Boutiquen zeichnen das Stadtbild und erzählen von den Einkünften der Stadtbewohner. 

In der 6th Avenue, Ecke Torres Street findest du ein Häuschen, dass sich „Obers“ nennt. Es war das Haus von Hugh Comstock. Und er ist für viele der märchenhaften Häuser verantwortlich. Malerische runde Türen, verdrehte Schornsteine und asymmetrische Dächer beweist eine Launenhaftigkeit und ein Charme, der die Anwesenheit von Feen sehr stark vermuten lässt. Das berühmteste Bauwerk von Comstock ist das „Hansel und Gretl Haus“ in der Torre Street.

Der Ort ist wunderschön anzusehen, aber wenn du nicht wandern willst, ist die Entdeckerlust ziemlich schnell befriedigt. Ich musste außerdem mal dringend auf Toilette und so sind wir schnell nach Big Sur weitergefahren. Diese Strecke gehört zu den reizvollsten, aber auch dünnbesiedelten. Wir haben entschieden, den Tank noch einmal zu füllen und die Blase zu entleeren, bevor wir unseren Weg auf dem Pacific Coast Highway fortsetzen. Im weiteren Verlauf gibt es eine Tankstelle, nur sind die Preise dann der Umgebung angepasst. Eine kleine Redundanz für den Notfall fürwahr.

 

Big Sur – unsere Tour endet hier

Durch Eukalyptushaine fahren wir den Pacific Coast Highway 1 weiter in Richtung Süden. Der Weg führt weiterhin immer an der Küste entlang, durch zahlreiche Kurven und über einige besondere Brücken. Dabei erlebst du hinter jeder Kurve neue und überwältigende Aussichten auf tiefe Schluchten und wilde Felsklippen an romantisch weißen Stränden.

Bixby Bridge

Die 86 m hohe Bixby Bridge liegt auf deinem Weg und du sie schon von Weitem sehen. Sie ist die weltweit höchste Einzelbogenbrücke. 1,5 km südlich der Brücke, am Hurricane Point, hast du den schönsten Blick für großartige Fotos. Doch auch direkt vor der Brücke (unserer Fahrtrichtung von Nord nach Süd) sind einige Parkplätze, wo gute Fotos gelingen können. 

Vor 30 Millionen Jahren trafen in Big Sur die nordamerikanische Platte mit einer ozeanischen zusammen. Als die beiden tektonischen Platten sich trafen, schob sich die ozeanische Platte unter die nordamerikanische und schuf die Klippen von Big Sur. Tonnen von Geröll ergoss sich über die gesamte kalifornische Küste. Der Druck war so hoch, dass er Vulkane in der heutigen Sierra Nevada erzeugte. Die Sediment-, Eruptiv und metamorphen Gesteine entlang der Küste erzählen diese einzigartige Geschichte der Entstehung.

Homemade Apfelkuchen im „Nepenthe“

Wir beenden unsere Reise auf dem Pacific Coast Highway 1 und steuern ein kleines Restaurant vor Big Sur an. „Nepenthe“ hat nicht nur einen eigenartigen Namen, sondern auch eine besondere Ausstrahlung. Unten gibt es einen kleinen Laden und das Café „Phönix“ mit Sonnenterrasse, aber vom oben aus gelegenem Restaurant haben wir einen atemberaubenden Blick über das Wasser und die Buchten. Und weil es nun anfängt zu regnen, bekommen wir auch noch ein knisterndes Kaminfeuer mitten im holzverkleideten Raum. Das Essen soll amerikanisch sein. Doch die einheimischen Produkte werden so genial eingesetzt, dass sich die Speisekarte liest, wie in einem Gourmetrestaurant. Noch nie habe ich so gute Artischocken gelutscht und in leckeren Dips baden lassen. Von den hausgemachten Kuchen ganz zu schweigen. Es war auf der gesamten Reise das beste Lokal! 

Deshalb kann ich von Big Sur auch nichts anderes erzählen. Wir haben dort einfach nur gesessen, unfassbar lecker gegessen und unser Leben genossen. 

 

Was wir verpasst haben

Die Weiterfahren nach Pfeiffer Beach und dem Julia Pfeiffer Burns State Park wäre auch ohnehin wegen der Überflutungen des Sturms nicht mehr möglich gewesen. 

Ursprünglich wollte ich gerne das Hearst Castle besuchen. Das imposante Schloss wurde für den Medien Tycoon William Randolph Hearst erbaut, einem der einflussreichsten Journalisten der amerikanischen Geschichte. Im Vorfeld erfuhr ich, dass du dich mit anderen Menschen in einen Bus setzen musst, um eine vorgefertigte Tour über dich ergehen zu lassen. So war es nicht schade, dass der Weg dorthin nun ebenfalls versperrt war. 

Und so traten wir den Rückweg nach Monterey an. Leider im Regen. Doch die Fahrtrichtung von Norden nach Süden war definitiv die bessere Entscheidung, denn so kannst du schnell mal anhalten. Das ist zwar leider oft verboten, aber für ein schönes Bild, kann ich zügig aus und zurück in das Auto springen.

Von Monterey führt unser Weg dann nach Mountain View. Doch davon erzähle ich ein anderes Mal. Wie auch über den legendären 17-Miles-Drive! 

Stay tuned. Und wenn dich die Reiselust packt, buche dir noch in der Wartezeit schon mal einen schönen Urlaub – gerne über den Link —->

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Corinna Kruse Profilbild einer Reisejournalistin

Corinna Kruse

Als studierte und seit 2021 selbstständige Journalistin liebe ich es meine Erlebnisse in Worte zu packen. Ich möchte andere dazu motivieren, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen.

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