Das Herz von Australien – Unterwegs am und um den Uluru

Wir haben uns viel zu wenig Zeit für den Uluru, die Olgas, den Kata Tjutas und den Kings Canyon genommen. 

Das Herz von Australien – Unterwegs am und um den Uluru
Landebahn im roten Sand

Ideal für das Gebiet sind 4 – 7 Tage, um auch wirklich die Gegend im roten Sand mit all ihren Facetten und Schönheiten zu entdecken. Das Ayers Rock Ressort ist dabei ein guter Ausgangspunkt. 

Manchmal glauben Touristen, sie können von Alice Springs einen Tagesausflug zum Uluru unternehmen. Wir sind die Straße von Yulara, dem Dorf am Uluru, nach Alice Spring gefahren und benötigten 5 Stunden für den Stuart Highway. Die Straße durch die rote Wüste besteht aus fast nichts und ist mitunter schlecht. Bei Regen überflutet sie in minutenschnelle.  Ich habe im Beitrag über Alice Springs davon erzählt. Wie soll ich mir einen Tagesausflug zum Herzen von Australien, dem Uluru, vorstellen? Zu einem der schönsten Momente, dem Sonnenuntergang am Berg, musst du einfach bleiben. Und dann ab in den Bus und zurück? Stelle dir vor, du fährst von Heidelberg nach Genf für ein Mittagsessen. Unvorstellbar!

Der mächtige und wunderschöne Uluru

Offizieller Name des berühmten roten Berges in der Mitte von Australien ist „Uluru/Ayers Rock“. Der Berg „Uluru“ (Aussprache: „Ool-or-roo“) ist für die Aborigines ein heiliger Ort, daher stammt der Name aus ihrer Sprache, doch eine Übersetzung dafür gibt es nicht. 

Der Uluru erscheint jede Stunde in unterschiedlicher Farbpracht

Die ersten weißen Siedler aus den europäischen Staaten benannten den Berg später nach einem Politiker – Henry Ayers. Der englische Geschäftsmann Henry Ayers wanderte 1840 nach Australien aus und trieb den wirtschaftlichen Fortschritt in und um Adelaide voran. Er gilt auch als Begründer der Universität von Adelaide. Ihm zu Ehren wurde der Uluru zu Ayers Rock, also der „Felsen von Ayers“ umbenannt. 

Die frühere Annahme, der Uluru wäre ein Monolith, also ein Berg aus nur einem Stein, ist inzwischen umstritten. Mit seiner Länge von ungefähr drei Kilometern und der Breite von bis zu zwei Kilometern erhebt sich der Gipfel mit einer absoluten Größe von 863 Metern in die Höhe und dabei ragt bis sechs Meter tief in die Erde. Ähnlich wie die Felsengruppe Kata Tjuta (Aussprache: „catta-jew-tah“) ist der Uluru eher einem Inselberg zuzuordnen.  

Besitzer des Uluru-Kata-Tjuta Nationalparks sind Aborigine People, deren Vorfahren zu Beginn der Zeit das Land formten. Nach vielen Streitigkeiten und Enteignungen wurde 1985 das Land zurück an sie überschrieben, jedoch mit der Einschränkung, für 99 Jahre einen Pachtvertrag mit der Regierung einzugehen.

Stämme des Landes

Zu den Stämmen im Western Territory, gehören die Pitjantjatjara, Yankunytjat und Ngaanyatjarra. Sie nennen sich selbst „Anangu“ (Aussprache „Arn-ung-oo“). Die Bezeichnung stammt aus den indigenen Sprachen und bedeutete ursprünglich „Mensch“. Nach Ankunft der weißen Eroberer wurde die Bedeutung verändert. Heute bezeichnet Anangu einen australischen Ureinwohner im Gegensatz zu einem weißen Nicht-Aborigine. 

Tjukurpa („chook-orr-pa“) ist die Grundlage der Anangu-Kultur. Die Anangu leben nach dem Tjukurpa, um diese am Leben zu erhalten und stark zu machen. Die komplette Lebensweise ist darauf gegründet. Es ist die Basis, das Fundament, die Grundfesten, ohne dass es nur ein Wort dafür in der Übersetzung gibt. Es bedeutet ebenso die Entstehung der Welt wie auch das Leben oder jede Form von Gesetzen und Ansichten. 

Hinter den tiefen und komplexen Bedeutungen steht keine abstrakte Idee – es lebt im Land und den Menschen, in den Bäumen und im Wasser. Die Reisen der Vorfahren hinterließen Spuren im Land und erließen Gesetze, die auch heute eingehalten und nach denen gelebt werden soll. Die traditionelle Religion und Kultur der Anangu ist eng mit der Umwelt verbunden, auch Uluru und Kata Tjuta wurden von ihren Vorfahren geformt. Doch der Begriff von „Zeit“ ist abstrakt und die Vorfahren sind heute und morgen und gestern. Immerwährend. 

Alle Ordnungen und Begriffe, mit denen ich diese Welt erklären könnte, gibt es für Anangu nicht.  Und an dieser Stelle muss ich schon wieder vertrösten. Ich möchte so gern mehr dazu schreiben, es würde aber den Rahmen hier sprengen. Und so bleibe ich vorerst wieder bei unserer wundervollen Zeit am Uluru.

In der Zusammenarbeit zwischen den Ureinwohner und Besitzern des Landes sowie der australischen Regierung entstand das Ayers Rock Ressort und viele dazugehörige Veranstaltungen. Ziel ist es, die Anangu Kultur weiterzuvermitteln und auch dadurch ein Stück weiter zu festigen und wachsen zu lassen. 50 % der Einnahmen bekommen die Stämme. Doch auch Geld gibt es in der Anangu Kultur nicht. Im Leben unter ihresgleichen werden Waren nicht verkauft, sondern so verteilt, dass jeder das Nötige hat. Monetäre Wertvorstellungen sind ihnen komplett fremd. 

Das Ayers Rock Ressort

Unser Blick von der Terrasse

Das Ressort besteht aus sieben Unterkunftsmöglichkeiten. Je nach Neigung ist von Luxushotel unter Sternen bis Camp Ground alles dabei. Wir haben uns für das Desert Gardens entschieden, da es am Rande eines kleinen Dorfzentrums liegt und einen eignen Pool hat. Die meisten Mitarbeiter im Ressort sind Ureinwohner. Sie dienen mit Hingabe, denn das Einkommen interessiert sie nicht. Es ist die Liebe zu dem Land, die sie antreibt. Jeder Besucher ist willkommen, auch wenn einige Gäste kritisch beobachtet werden. Alle Gäste kommen nur aus dem einen Grund, sie wollen den Uluru sehen. Die Magie spüren. Suchende, die nicht nur den Berg sehen, sondern auch die Gegenwart der Geschichte spüren. Eintauchen in die Traumzeit. (Erklärungen darüber, dass es die Traumzeit nicht gibt, weil die Stämme nicht in einer Zeitform leben, versuche ich im Beitrag über die Hintergründe aufzuschreiben).

Einige Gäste arbeiten ihre Bucket List ab, oder sie suchen das Abenteuer. Und einige Besucher werden von den Anangu tief gemustert und erhalten den Namen „minga“. Das Wort bedeutet so etwas wie Ameisen oder Müll. Ihr versteht, in welche Richtung die Gedanken gehen? Ich will es ihnen absolut nicht verübeln. Auch ich hatte über viele Gäste keine guten Gedanken. 

Im Zentrum findest du mehrere Geschäfte, die Kunstgalerie, eine Poststelle, mehrere Cafés und auch Begegnungsstätten, wo Veranstaltungen angeboten werden. Einige Ureinwohner sind immer anwesend und lassen sich gern in ein Gespräch verwickeln.

In allen Hotels im Ressort kannst du frühstücken. Es war während unserer gesamten Zeit in Australien auch das beste Frühstücksbüfett. Alle Produkte waren frisch und liebevoll zubereitet. Im Restaurant gab es leckere und abwechslungsreiche Speisen auf der Karte. Zu jeder Zeit durften wir unsere Getränkeflaschen am bereitgestellten Spender kostenlos mit Eiswasser auffüllen und niemand hat Diskussionen über Hygienevorschriften vom Zaun gebrochen.

Palya! 

Das soziale Leben und die Kultur der Anangu und des Uluru stehen im Vordergrund aller Veranstaltungen. „Palya“ steht in großen, bunten Buchstaben vor dem Ressort, es heißt ebenso „Hallo“ wie „Tschüss“, „herzlich willkommen“ und „vielen Dank“! Einige Veranstaltungen sind sogar kostenlos. Wir haben in einem Vortrag lernen dürfen, was im Busch alles essbar ist. Es war sehr kurzweilig, aber ich würde mich dennoch nicht trauen, auch nur eine Pflanze zu essen. In weiteren Angeboten konnten wir uns die Sternenbilder erklären lassen und die Waffen für die Jagd der Anangu betrachten und nachbauen. Der Kurs über die traditionelle Punkt-Malerei fand leider zur gleichen Zeit, wie der Didgeridoo Kurs statt, auf den wir uns sehr gefreut hatten.

Das Herz von Australien – Unterwegs am und um den Uluru
Statt Didgeridoo, Qualitätszeit auf der Terrasse

Bedauerlicherweise waren wir Mädels aus Respekt für die Stämme dann nicht zugelassen. Theoretisch habe ich damit auch kein Problem. Nur hat man es uns nicht gesagt. Emma und ich erschienen pünktlich auf dem Marktplatz, auf dem uns ein weißer Aussie zwar in den Kreis aufnahm, uns dann aber kein Instrument reichte. Den Männern links und rechts von uns hingegen schon. Wir bekamen nur eine flüchtige Begründung, die ich zudem kaum verstehen konnte. Weiße Aussies sprechen zügig und undeutlich. Ich empfand es als absolute Respektlosigkeit gegen Frauen. Nun habe ich mich inzwischen eine Weile mit dem Thema beschäftigt und meine Erkenntnisse und Gespräche dazu mit Ureinwohnern darfst du im nächsten Teil lesen. Nur so viel, die Art und Weise war nicht in Ordnung. Aber hätten wir diese Demütigung nicht erfahren, blieben viele Worte und Hintergründe ungesagt und das wäre für meine persönliche Geschichte am Uluru sehr schade gewesen.

Auch möchte ich nicht selbst respektlos erscheinen, wenn ich von weißen Aussies schreibe. Tatsächlich wirst du im Kontakt mit Ureinwohner genau diesen Unterschied rasch merken. 

Am Uluru

Lichtinstallation von Bruce Munro

Wir hatten eine besondere Möglichkeit und konnten eine Lichtinstallation des britischen Künstlers Bruce Munro vor dem Uluru bestaunen. Am Abend der Veranstaltung wurden wir zu einem schönen Aussichtspunkt gefahren, dort gab es zum Sonnenuntergang Wein und Canapés mit Blick auf den Uluru. Zu einem Dinner unter Sternen führte ein kleiner Pfad mit Blick auf das illuminierte Feld. In der absoluten Dunkelheit erstrahlten am Himmel die schönsten Sternenbilder und wenn die anderen Gäste verstummten, waren die Geräusche in der Wüste einfach beeindruckend und nur manchmal etwas beängstigend. Wir waren vorher aus Sicherheitsgründen gebeten worden, die Waden mit Stoff zu bedecken und feste Schuhe zu tragen. Im Ernstfall mussten wir beim Spaziergang durch das Feld in der Dunkelheit nur schneller laufen können als die Damen in Flip-Flops. 

Ganz besonders eindrucksvoll ist der Sonnenuntergang am Uluru.

Das Herz von Australien – Unterwegs am und um den Uluru

 In langen Autoschlangen stehen die Autos am Aussichtspunkt im Nationalpark. Die Einfahrt in den Park kostet ungefähr 30 Euro. Ich war etwas erstaunt, denn ich dachte bisher, die Sonne geht hinter dem Berg unter. Doch der Untergang schickt seine letzten warmen Strahlen auf den Berg und so leuchtet der Uluru im Farbenmeer aus warmen roten und orangefarbenen Tönen. Wir hatten an beiden Abenden das Pech, dass im letzten Moment ein paar Wolken uns den Spaß verdarben und sich vor die Sonne schoben. Doch auch bis dahin war der Anblick atemberaubend.

Ich bin immer noch vollkommen beeindruckt und verarbeite die Eindrücke. Das Buch „I am Uluru“ von Jen Cowley hilft mir, Dinge zu verstehen, die eigentlich so nicht nachvollziehbar sind. Ich habe es schon so oft erwähnt, ich werde noch mal drauf eingehen. Aber das wird dann eher emotional und kann auch noch eine Weile dauern.

Bis dahin – Palya!

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Corinna Kruse Profilbild einer Reisejournalistin

Corinna Kruse

Als studierte und seit 2021 selbstständige Journalistin liebe ich es meine Erlebnisse in Worte zu packen. Ich möchte andere dazu motivieren, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen.

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